Friedrich Press – seine Altäre und ihre ikonographische Bedeutung

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Am Mittwoch, 26.3., besuchten wir das angekündigte „Alternativprogramm“: Im Gemeindesaal der Heilandskirche fand um 19.30 Uhr ein Vortrag zum Thema „Friedrich Press – seine Altäre und ihre ikonographische Bedeutung“ statt.

Friedrich Press war ein Bildhauer, der in Dresden studierte und wirkte und wohl auch zum Umkreis von Otto Dix gehörte. Ob Verbindungen zu Walter Flemming bestanden, ist nicht bekannt, aber gut möglich.

Friedrich Press hat insbesondere durch die Gestaltung von Altarräumen gewirkt und kann durchaus auch als eine Art Innenarchitekt für Kirchen angesehen werden. Er verfolgte dabei immer einen konsequent konzeptionellen Ansatz, bei der der theologoische Inhalt der Aufgabe maßgeblich war.

Das wohl bekannteste Werk findet sich in der Katholischen Hofkirche in Dresden: die dortige Pieta bzw. Gedächtnisstätte für die Opfer des 13. Februar 1945:

Aber auch in Cotta findet sich ein Werk von ihm: Der Altar im Gemeindsaal der Heilandskirche:

Über das Werk von Friedrich Press wird gesagt, dass es nur zwei Reaktionen gibt: entweder es wird geliebt, oder die Leute stoßen sich daran. In dem Gemeindesaal sitzend, dachte ich mir: ‚Trifft auf mich eigentlich nicht zu‘. Ich fand den dortigen Altar ganz elegant, ohne gleich begeistert zu sein. Tatsächlich ist der Cottaer Altar aber offenbar auch ein bisschen untypisch. Wie oben gesagt, zeichnet sich das Werk von Friedrich Press insbesondere durch seine inhaltliche Konzeption aus. Diese wird in der Gestaltung deutlich ausgedrückt. (Ich hatte beim Betrachten der im Vortrag gezeigten Beispiele auch nach einiger Zeit den Gedanken: ‚vielleicht ein bisschen viel Gestaltung, vielleicht ein bisschen viel Bedeutung‘.) Gestalterische Schönheit, die durchaus vorhanden ist, ordnet sich diesem Aspekt klar unter. Der Cottaer Altar greift, wie ich finde, demgegenüber auf den ersten Blick die Ästhetik von Designklassikern der 1920er bis 1960er Jahre auf.

Die gestalterische Eigenwilligkeit Freidrich Press‘ zeigt sich aber bei einem genaueren Blick, insbesondere auf das Kruzifix:

Für Kontroverse sorgt hier vor allem das, was wie eine Zunge oder sogar ein Erbrechen erscheint, aber die Seitenwunde des Gekreuzigten sein soll.

Der Cottaer Altar wurde übrigens 1979 aufgestellt, im Austausch mit der Gemeinde. Es ist zu vermuten, dass die Familie Boden/Flemming durchaus in die Gemeinde eingebunden war. Wie intensiv, ist aber nicht bekannt. Walter Flemming war bereits Ende 1977 gestorben. 1981 starb Dora Boden, seine Schwiegermutter. Die Familie war zu der Zeit also mit der persönlichen Entwicklung ihrer Mitglieder beschäftigt.